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App Sounds – von Radiohead und summenden Glühwürmchen

Künstlerische Apps fristen ein karges Dasein im App Store. Da es keine eigene Kategorie „Kunst“ gibt, sind sie nur schwer auffindbar. Man muss schon ganz konkret wissen wonach man sucht – ein fröhliches Stöbern ist nicht möglich. Da ich mich in den letzten Jahren intensiv mit Apps – konkret mit künstlerischen Apps – auseinandergesetzt habe, sind hier in loser Reihenfolge ein paar Herausragende ihrer Zunft. Der Schwerpunkt liegt dabei auf audiovisuellen Werken, da sie die mobile Kunstform qualitativ wie quantitativ dominieren.

#1 Halcyon von Zach Cage für iPhone und iPad
Den Beginn macht Halcyon von Zach Gage und Kurt Bieg. Halcyon ist zugleich Spiel und Instrument. Ziel ist es Klänge, die über mehrere Saiten verteilt sind, miteinander zu verbinden. Das musikalische Puzzle verfügt über 36 Level, innerhalb derer man seinen persönlichen Soundtrack erstellt. Halcyon ist übrigens der griechische Gattungsbegriff für Eisvogel. Vor allem aber macht Halcyon sehr viel Spaß und leicht abhängig. Halcyon Days also – das kann man nämlich auch sagen.

Screenshot Halcyon

#2 PolyFauna von Radiohead, Universal Everything für iOS und Android
Seit 2011 gibt es kein neues Album von Radiohead aber es gibt das: PolyFauna, eine App, die musikalisches Material der Sessions zu THE KING OF LIMBS verarbeitet.
PolyFauna ist eine vielschichtige Traumwelt. Die abstrakte Gestaltung ist von der Ästhetik des Medienkünstlers Karl Sims inspiriert, diverse Punkte dienen als Übergang zu einer weiteren Dimension der Anwendung. Als User ist man selbst kreativer Akteur. Durch wischen, tippen und bewegen des Devices ist es möglich Sounds zu generieren und zu verändern.
Entstanden ist die App in Kooperation mit dem Design Studio Universal Everything. Thom Yorke sagt über PolyFauna: „Your screen is the window into an evolving world“.

 

#3 Flight of the Fireflies von Jonathan Hise Kaldma für iPad In dem poetischen, interaktiven Spiel von Jonathan Hise Kaldma sind Glühwürmchen Klanggeber und Spielcharakter zu gleich. Aufgabe ist es, durch ziehen mit dem Finger einen Leuchtkäfer mit seinen Artgenossen in Kontakt zu bringen und so einen Schwarm zu bilden. „Alone each firefly is just a note; together they’re a symphony“, lautet einer der Sätze, die während des Nachtfluges auf dem iPad eingeblendet werden. Ziel ist es, sie innerhalb der fünf Level aus der Stadt heraus und in ein neues zu Hause zu geleiten. Dabei gleitet ihr vorbei an wunderschön gezeichneten Landschaften.>

#4 Field von Rainer Kohlberger für iPhone, iPad und iPod touch (mit Kamera)
Die Arbeit von Rainer Kohlberger ist ein audiovisuelles Kunstwerk in ständiger Bewegung. Die Kamera des mobile device reagiert auf Licht und Farben der Umgebung und übersetzt sie auf ästhetische Weise in Klänge und geometrische Muster. Der Berliner Medienkünstler bezieht sich damit formal auf die konkrete Kunst, die auf mathematisch-geometrischen Grundlagen beruht.
Als User könnt ihr das Erscheinungsbild der App beeinflussen. Mit zwei Fingern verändert ihr die Art des Musters sowie dessen Granulierung. Haltet das iPad vor eine Person und ihr kreiert ein audiovisuelles Portrait für den Moment.

#5 Konsonantvon Jörg Piringer für iPhone, iPad und iPod touch Der Österreicher Jörg Piringer versteht sich nicht nur auf App Kunst, sondern auch auf das Schnitzen von Gemüseinstrumenten versteht. So ist der gute Mann Ensemblemitglied des weltweit einzigartigen Gemüseorchesters.

Hier geht es jetzt aber um seine App… Konsonant besteht aus vier Klangspielen in denen Buchstaben die Protagonisten sind. Piringer befreit sie aus ihrer ursprünglichen Funktion: So bilden die Buchstaben keine Worte oder Sätze, sondern fungieren als elementarer Baustein des jeweiligen Spiels. Als User könnt ihr sie in Bewegung setzen, akustische Maschinen aus ihnen bauen, Klangpfade erstellen und mit kurzen musikalischen Artefakten experimentieren.

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